Etwas über einhundert Stühle sind im Farrenstall in Dornhan „aufzutreiben“, wenn, wie beim „Frühschoppengespräch“ der CDU zum „Politischen Jahresauftakt“ mit den beiden Abgeordneten des Wahlkreises, Volker Kauder und Stefan Teufel, die „Not“ an Sitzgelegenheit groß wird. Und dennoch mussten deutlich über 30 Gäste mit einem Stehplatz vorlieb nehmen. Oder sich sonst wie behelfen.
Keiner jedoch wird sein Kommen bereut haben. Und keiner verließ die Veranstaltung vor dem offiziellen Ende, das deutlich in die Mittagszeit hineinragte.
Lag es an dem derzeit so aktuellen Flüchtlingsthema, das die Menschen brennend interessiert und bei dem sie Fragen und Anliegen an die Politik haben? Ganz sicher spielte dies die Hauptrolle bei dem Befund, dass mehr als sonst üblich politische Informations- und Diskussionsveranstaltungen Zuspruch finden. Die Menschen haben Fragen, sie wollen wissen, wie es weitergeht in der Frage, die nach den Vorfällen an Silvester nochmals an Brisanz zugenommen haben. Und die Menschen haben Sorgen und Anliegen, die sie „bei der Politik“ anbringen wollen.
Wobei sie bei Stefan Teufel und Volker Kauder genau an der richtigen Adresse waren. „Und es sind ja ausschließlich die CDU-Politiker, die nach Dornhan kommen und sich der Diskussion stellen. Solche anderer Parteien sind bei uns nicht zu sehen“, konstatierte der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Lothar Reinhardt, der die Veranstaltung moderierte. Ob seine Bitte, bei der Diskussion nach den Statements der beiden Mandatsträgern um Sachlichkeit bei Fragen und Stellungnahmen dafür gesorgt hat, dass nahezu alle Beiträge aus dem Publikum vom Ernst der Lage geprägt waren, aber in sachlicher, moderater Form vorgetragen wurden? Wohltuend war’s auf jeden Fall. Oder lag es an den sehr abgewogenen Äußerungen sowohl von Stefan Teufel, der die Problematik aus Sicht des Landes darstellte, als auch von Volker Kauder, der als Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion die bundespolitische Szenerie weitgehend mitgestaltet und aus seinem Insiderwissen und seinen persönlichen Erfahrungen auf Grund seiner Besuche in Nordirak und in der gesamten Region die differenzierte Betrachtung mit den notwendigen Zwischentönen anstellte, die für Nachdenklichkeit sorgen, die deutlich machen: einfache Antworten gibt es nicht.
Aber die klare Absicht, von dem christdemokratischen Spitzenpolitiker so formuliert: „Wir wollen die Zahl der Flüchtlinge begrenzen und reduzieren.“ Dennoch: eingebettet in den gesamten Themenbereich ist seine große Sorge um den Zustand der „Werte- und Schicksalsgemeinschaft“ Europa. Und auch deswegen: „Das Jahr 2016 wird nicht einfacher als das vergangene.“
Eventuell überraschend – oder doch nicht? Das Flüchtlingsthema beherrschte den Frühschoppen, doch etliche Fragen und Anmerkungen aus dem sehr aufmerksamen Publikum nahmen die von Stefan Teufel vorgegebenen landespolitischen und lokalen Bereiche auf. So bei der Infrastruktur. Volker Kauder erläuterte auf eine entsprechende Frage nach der neben dem gebauten Durchstich noch fehlenden Barrierefreiheit und dem nicht vorhandenen Aufzug beim Bahnhof in Oberndorf. „Es war darum gegangen, alles zusammen zu machen, dann aber erst später, oder die Unterführung jetzt und den Druck aufrecht zu erhalten, die weiteren Maßnahmen zu erledigen. Strategisch geschickt.
Und noch ein Hinweis von ihm: „Am 21. Januar wird die Bahn das unsägliche Vorgehen, dass ein Mensch mit einer Schnur den Bahnübergang in Schiltach sichern muss, beendet werden. Und ich werde dabei sein.“ Beide kümmern sich mit großem Engagement um die Belange des Wahlkreises. Auch dieses wurde deutlich. Deshalb dann, auch im Interesse der Region, das Plädoyer von Volker Kauder für die Wiederwahl von Stefan Teufel in den baden-württembergischen Landtag: „Sein Einsatz für den Wahlkreis ist unglaublich groß. Und Antworten auf Ihre Fragen und Anliegen werden von uns erwartet, nicht von anderen Parteien.“
Auch über angesprochene Themen wie die Bildungspolitik (bei der nicht nur Stefan Teufel, sondern der ebenfalls anwesende Zweitbewerber für das Landtagsmandat und Bildungsexperte, Jochen Schwarz, angesichts der grün-roten Nivellierungspolitik dringende Korrekturen anmahnt), der Versorgungssicherheit mit Energie und auch der „verfehlten Polizeireform“, bis hin zu dem jahrelangen Streit innerhalb der grün-roten Landespolitik über die Kennzeichnungspflicht für die Beamten ging die sehr lebhafte, intensive und zumeist sachliche Aussprache.
Dass darüber hinaus in der Diskussion Unbehagen über die Inhalte der „Tatorte“ im Deutschen Fernsehen geäußert und die Politiker damit konfrontiert wurde und dass auch einmal der Begriff „Lügenpresse“ in die Debatte geworfen wurde, mag Beleg sein für Verunsicherung, Unzufriedenheit, auch gefühlte oder tatsächliche mangelnde Transparenz – und gerade deswegen scheinen solche Veranstaltungen wie die in Dornhan dringend notwendig: Informationen aus erster Hand, ungeschminkt und offen, und eine Diskussion, aus der alle herausgehen konnten mit einem nicht alltäglichen Erkenntnisgewinn. Dies alles hat eine Teilnehmerin am Ende so formuliert: „Sollen wir denn daheim am Küchentisch darüber reden? Es ist doch besser, wir kommen her, informieren uns und nehmen Stellung.“ Genauso ist es.